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Offline Marketing 2.0

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Beitrag am besten benenne. Offline-Marketing 2.0 fand ich aus irgendeinem Grund am passendsten. Denn es gibt durchaus kosteneffiziente Marketingmöglichkeiten, die wenn ihr sie richtig einsetzt, schnellen Erfolg bringen. Ich überlege, hieraus eine Serie an Beiträgen zu produzieren, weil der heutige Tipp nicht der einzige in diesem Bereich bleiben wird.

Neulich stand ich in München am Hauptbahnhof und habe auf meine U-Bahn gewartet. Soweit nichts Ungewöhnliches. Ich bin einer von diesen Menschen, die nicht gerne während er wartet aufs Handy schaut, sondern gerne auch den Blick über die Mitmenschen schweifen lässt. Man macht sich dadurch irgendwie empfänglicher für die Menschen um einen herum. Ich wünschte, dass endlich mehr Passanten nach vorne schauen würden. Okay, das ist jetzt aber ein anderes Thema.

An meiner rechten Seite bemerkte ich einen sympathischen jungen Mann, der von Person zu Person ging, kurz mit diesen Smalltalk hielt und weiterging. Ziemlich ungewöhnlich und interessant. Er schien irgendein Schema zu haben, denn er sprach nur Leute an, die wie Studenten aussahen oder zumindest in seinem eigenen Alter waren. Die Leute, zu denen er sprach, reagierten sehr positiv auf ihn, nickten freundlich und sahen ihm noch sehr wohlwollend hinterher, als er zum Nächsten ging. Was machte er da nur? Er war bestimmt nicht auf Brautschau, denn er sprach Männlein und Weiblein an.

Schließlich kam er zu mir, lächelte freundlich und sagte: „Hey, ich bin Philip. Ich habe gerade ein Startup gegründet und würde mich über deine Unterstützung freuen. Kannst du mal kurz dein Handy rausholen?“

Der Mann war mir echt sympathisch: Offen, ehrlich und er sagte schnell ohne viel bla bla, was er von mir wollte.

„Geh mal kurz auf Facebook. Hier ist die Seite von meinem Startup. Wäre cool, wenn du kurz einen Like dalassen würdest.“

Ich tat, wie er sagte: Ich abonnierte seine Seite, während er mir kurz seinen Elevatorpitch vortrug. Nach weniger als zwei Minuten war er auch wieder zum Nächsten gegangen und zum Nächsten und zum Nächsten.

Geniale Idee eigentlich: Der persönliche Faktor war hier wirklich entscheidend. Wäre er unhöflich oder unsympathisch gewesen, hätte diese Strategie wohl nicht funktioniert. Er stellte nur sein Startup vor, machte keine aktive Werbung und wollte niemandem etwas andrehen, was er nicht braucht. Wirklich ausgesprochen interessant, dachte ich, denn sowas sieht man eher selten. Daraufhin stellte ich mir selber die Frage: Wie kann ich diese Taktik für meine eigenen Ideen oder für andere Startups übernehmen?

Ich entwickelte einen kurzen Masterplan, mit dem man diese Strategie schnell kopieren und auch sofort loslegen kann.

Marketing%2B20 - Offline Marketing 2.0
© PantherMedia /Antonio Guillen Fernández

Bevor es losgeht

  1. Erstelle einen Elevatorpitch, der die Leute schnell einfängt und prägnant dein Unternehmen oder deine Idee erklärt.
  2. Lerne Rhetorik. Es ist kein Meister vom Himmel gefallen und es ist bestimmt nicht jedermanns Sache, einfach fremde Personen im Hauptbahnhof oder generell in der Stadt anzusprechen. Schau dir aus diesem Grund vorbereitend Motivationsvideos und Rhetorikkurse auf YouTube oder Undemy an. Diese helfen wirklich!
  3. Mache dir klar, was du als Action bei den Leuten auslösen möchtest. Erstelle wie z.B. der Kumpel aus meiner Story eine Facebookseite, einen Instagram Account oder irgendeinen anderen Social Media Channel, dessen Service viele Leute nutzen. Mache hier am besten auch viele Channels parallel auf und poste deine Inhalte crossmedial.

Wie du es machen kannst

  1. Suche dir einen Platz aus, wo du deine potenziellen Kunden bzw. Follower nicht störst und du nicht wie ein Versicherungsvertreter auftrittst (auch wenn du einer sein solltest). Ein Bahnhof, eine Haltestelle oder ein Einkaufszentrum bieten sich hier ganz gut an.
  2. Bevor du auf die Leute zugehst, stelle Blickkontakt her. Sobald dieser besteht, freundlich lächeln und langsam aber bestimmt auf deinen Ansprechpartner zugehen.
  3. Stelle dich kurz vor und erkläre deinen Elevatorpitch. Dann bitte die Person, dir einen Gefallen zu tun und deine Seite zu liken. Werde nicht zu aufdringlich. Nach dem Like verabschiede dich freundlich und mache dich auf den Weg zum Nächsten.

NoGos bei der Strategie

  • Fasse deinen Ansprechpartner nicht an, auch nicht, wenn dieser nicht reagiert. Du wirst ohnehin unerwartet in die Komfortzone deines potenziellen Interessenten eintreten, daher verhalte dich so professionell wie möglich.
  • Solltest du bei der Strategie einen Korb bekommen, frage nicht „Warum?“, sondern verpack deine Frage anders. Die Warum-Frage drängt die Leute dazu, sich rechtfertigen zu müssen, was dich gleichzeitig unsympathisch erscheinen lässt.
  • Falle nicht in eine Bittstellung. Kommuniziere auf Augenhöhe und mach dich nicht kleiner, als du bist. Du hast ein cooles Produkt zum Anbieten und du möchtest die Leute darüber informieren.
  • Verkaufe nicht! Alles, was du willst, ist, dass die Leute dein Unternehmen kennenlernen. Versuche nicht, ihnen etwas aufzuschwatzen und drehe deinen Pitch nicht in ein Verkaufsgespräch. Das würde viele potenzielle Kunden abschrecken. 

Negative Punkte

  • Die Strategie ist nicht für jeden Markt geeignet.
  • Die Strategie ist sehr zeitaufwendig.
  • Nicht für jeden Charakter geeignet.
  • Man braucht ein „dickes Fell“

Positive Punkte

  • Erzeugt einen schnellen Wiedererkennungswert und baut schnell eine persönliche Beziehung auf.
  • Sehr gut auf dem B2C-Markt nutzbar
  • Aus den Pitches können sich unerwartet längere Gespräche entwickeln, die zu zahlungsbereiten Kunden oder potenziellen Geschäftspartnern führen
  • Zeitunabhängig: Draußen ist immer jemand aus der Zielgruppe, den du ansprechen kannst

Ich hoffe, mein Beitrag konnte dir ein wenig Inspiration geben und ich freue mich, wenn du diese Strategie anwendest. Solltest du noch Fragen oder Anmerkungen haben, freue ich mich auf dein Feedback.

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